Rheingönheim, „Sommerfeld“, (Giulini-Deich), 2008 – 2009
In der Flur „Sommerfeld“ liegt ein altbekanntes römisches Kulturdenkmal im Boden verborgen. Es handelt sich dabei um das Lager einer römischen Hilfstruppe, ein sog. Auxiliarkastell. Diese Anlage stellt die einzige militärische Einrichtung römischer Art dar, die links des Rheines (fast) direkt an dessen Ufern heute noch vorhanden und nicht modern überbaut oder zerstört ist. In Luftbildern lassen sich der Kastellgraben der östlichen Lagerhälfte und die beiden Lagerstraßen deutlich als Bewuchsmerkmale erkennen.
Nach Ausweis der bekannten datierbaren Funde vom Kastellareal (Münzen, Keramik) wurde das Kastell Anfang der 40er Jahre des 1. Jhd. n. Chr. errichtet und ging vermutlich durch ein Schadensfeuer/Zerstörung Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre zugrunde.[...]
[...] Insgesamt haben die Grabungsarbeiten auf dem Gelände des neuen Deiches außerordentlich wichtige und teilweise bisher völlig unbekannte Befunde wie z.B. die mächtige Toranlage des älteren Kastells, erbracht. Das Bild der kulturellen Entwicklung am Rhein südlich von Ludwigshafen in römischer Zeit wird durch wichtige Details ergänzt und muss zum Teil, angesichts der Konstruktion der Lagerumwehrung und der Toranlage des älteren Kastells, neu zu interpretieren sein. Funde die verbrannten Toten aus einem Hauskeller, aber auch die großen Mengen an Keramik und sonstigen Artefakten stellen eine erhebliche Bereicherung unserer Kenntnis des kulturellen Lebens in der Ludwigshafener Region in den ersten Jahrhunderten nach Christus dar.
Andrea Zeeb-Lanz
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz
Direktion Landesarchäologie
Außenstelle Speyer